Tag gegen Lärm
International Noise Awareness Day

Eine Aktion der Deutschen Gesellschaft für Akustik e.V.

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Beurteilungsmethode des Cercle Bruit Schweiz für urbane Erholungsorte

Die ab 2019 in einer Expertengruppe entwickelte einfache Beurteilungsmethode des Cercle Bruit6 geht von den Bedürfnissen und Erwartungen der Bevölkerung in einem urbanen Erholungsraum (Park, Platz, Innenhof) aus und verbindet diese – u.a. aufgrund von Erkenntnissen aus der Soundscape-Forschung7 mit den akustischen Eigenschaften des Ortes, kondensiert in zwölf Kriterien. So gibt sie Hinweise auf akustische Stärken und Schwächen des Ortes und mögliche gestalterische Verbesserungen.

Erholsam wirken natürliche Geräusche, wie Vogelgezwitscher (noch mehr eine Vielfalt davon), Insektensummen, Blätterrauschen und besonders Wasserklänge. An einem Erholungsort soll eine mühelose Unterhaltung möglich sein, unbehindert von Lärm, aber auch ohne Bedenken, weiter entfernte Unbeteiligte könnten mithören. Kinder sollen unbeschwert spielen können. Ganz allgemein soll der Ort die von Besuchern vorgesehene Aktivität (lesen, sich unterhalten, spielen, ...) ermöglichen. Ebenso wichtig ist ein Gefühl der Sicherheit.

Die Beurteilung erfolgt in den nachfolgenden 12 Kriterien durch instruierte Fachleute, gestützt auf eine vorgängige Beurteilung an einer der 13 Referenzsituationen mit publizierter Beurteilung.

12 Kriterien für eine erholsame akustische Umgebung

  • Wird der Ort als ruhig empfunden, deutlich ruhiger als die Umgebung?
  • Überwiegen natürliche Geräusche gegenüber technischen?
  • Gibt es eine Vielfalt an positiven Geräuschen: Vogelgesang, Wassergeräusche, …?
  • Ist eine persönliche Unterhaltung mühelos möglich, aber auch die Privatsphäre auf Distanz gegeben?
  • Stören sich verschiedene Aktivitäten dank Abschirmung oder Distanz gegenseitig nur wenig?
  • Gibt es eine Abschirmung gegen Lärm von außen und angenehme (diffuse) Reflexionen ohne Flatterecho im Innern, welche positive Geräusche noch unterstützen?
  • Sind kritische Objekte von dort zu hören, wo sie sich befinden, oder gibt es Irritationen durch Spiegelreflexionen?
  • Werten Wasserklänge, wie Tropfen, Plätschern, Rieseln oder Rauschen, die Geräuschlandschaft auf?
  • Bereichern Klangkunstobjekte, Klangspiele oder andere künstliche Schallquellen den Ort?
  • Ist der Ort vor eklatanten Störungen (wie bspw. der Durchfahrt eines Motorrads) geschützt?
  • Gibt es in unmittelbarer Nähe unterschiedliche akustische Umgebungen (z.B. ruhige, belebte) zur Auswahl?
  • Ist der Ort anhand von positiv empfundenen typischen Geräuschen (Soundmarks) zu erkennen?

Ein Beurteilungsformular8 nennt zu jedem dieser Kriterien beispielhafte positive und negative Merkmale und erleichtert so die Einschätzung.

Bild links: Der Alte Botanische Garten in Zürich schneidet trotz seiner zentralen Lage in den 12 Kriterien sehr gut ab.
Bild rechts: Die Hördemonstration führt die zwölf Kriterien anhand dieses Parks in 4½ Minuten vor Ohren.

Die Abstützung dieser Kriterien auf Forschungsresultate erläutert diese Publikation des Cercle Bruit Schweiz. Eine "Hitparade" positiver und negativer Geräusche in peri-urbanen Gebieten mit Wasser und Vögeln an der Spitze der angenehmen Geräusche zeigt das bereits erwähnte Forschungsprojekt "Hören und Stören" (mehr dazu).

Kurze Erläuterungen zu akustischen Begriffen, Größen und Vorgängen finden sich hier.

Weiterlesen

 

6https://www.klangraumarchitektur.ch/klangraeume-verstehen/
7 z.B. Brigitte Schulte-Fortkamp et al.: Soundscapes: Humans and Their Acoustic Environment (Springer),
Nilsson, M., Botteldooren, D., & De Coensel, B. (2007). Acoustic indicators of soundscape quality and noise annoyance in outdoor urban areas
in Proceedings of the 19th International Congress on Acoustics.
8 Cercle Bruit Schweiz: Beurteilung der Klangqualität von Innenhöfen, Plätzen und Pärken als Erholungsorten im Siedlungsraum